Aussprache und Sprachverständnis |
[...] Gar nicht
festspielreich präsentiert sich die neue Salzburger "Lulu".
[...] Hat die Regie zu wenig mit der Hauptdarstellerin Patricia
Petibon gearbeitet? Nicht nur dass sie über weite Strecken des
Abends undeutlich artikulierte, mit angestrengten
Höhen aufwartete ließ sie auch jede Art von Erotik vermissen -
von wildem Tier keine Spur. [...]
Die Furche, 5. August 2010,
Walter Dobner, S. 31
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[...] Auch musikalisch
ist dieser "Lohengrin" Stückwerk. Nicht nur weil Bayreuth
Debüttant Andris Neldon an der Spitze des unterschiedlich homogenen
Orchesters nur teilweise das Gespür für weite Bögen und
den typischen Byreuther Mischklang aufblitzen ließ [...]
artikulationsklar Hans-Joachim Ketelsens Telramund. [...]
Die Furche, 5. August 2010,
Walter Dobner, S. 31
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[...] Richard Wagners
Bühnenweihfestspiel "Parsifal" hat zur Osterzeit einen
fixen Platz im Spielplan der Wiener Staatsoper. Fix war auch der Jubel
für Dirigent Christian Thielemann. [...] Stephen Milling klang als
Gurnemanz in der Mittellage so präsent, als hätte er einen
Verstärker eingebaut. Die langen erzählenden Passagen
gestaltete er spannend, jede Pianissimo-Abstufung auskostend.
Die Artikulation der Konsonanten geriet ihm teils
überambitioniert ("Wir tanken Gott"). [...]
Wiener Zeitung.at, Freitag
21. März 2008
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[...] Wenn mitten in
einer tragischen Rede sich ein Provinzialismus eindrängt, so wird die
schönste Dichtung verunstaltet und das Gehör des Zuschauers
beleidigt. Daher ist das Erste und Notwenigste für den sich
bildenden Schauspieler, dass er sich von allen Fehlern des Dialekts
befreie und eine vollständige reine Aussprache zu
erlangen suche. [...]
J. W. GOETHE, 1803. Regeln
für Schauspieler. [2004] Lexikon Goethe-Zitate: Auslese für das 21.
Jahrhundert aus Werk und Leben.
Munich: Judicium Verlag GmbH
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[...] Mozart - und hier
spreche ich nur über seine italienischen Werke - entnahm seine Tempi
aus dem natürlichen Redefluss. Wenn man die mehrfache
Bedeutung der einzelnen Worte nicht versteht, kommt es
zwangsläufig zu allzu raschen oder langsamen Tempi. [...] Das Tempo -
dies trifft übrigens auch auf Verdi zu, der sein Leben lang eine
Partitur des Don Giovanni auf seinem Klavier liegen hatte - ist daher von
der Sprache diktiert. [...]
RICCARDO MUTI im Gespräch
mit Walter Dobner, Juni 2001. Programmheft der Wiener Staatsoper für
“Le nozze di Figaro”
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[...] Eine
gründliche Kenntnis der Sprache jeder Oper, die wir singen, ist ganz
wichtig, nicht nur, damit wir verstehen, was wir singen, sondern vor allem
deshalb, weil der Musikstil sehr viel mit den Charakteristika der
entsprechenden Sprache zu tun hat, und mit einer korrekten
Aussprache löst man schon das halbe musikalische
Problem. [...] Wenn man die Sprache nicht kenn und mit einem
aus-ländischen Akzent singt, dann klingt es einfach nicht
"richtig", und das Ergebnis wird nie befriedigen. [...] Einen
Akzent loszuwerden, ist beim Singen einfacher als beim Sprechen: Man muss
an jedem Vokal, an jedem Konsonanten, an jeder Silbe arbeiten und
versuchen, alles so perfekt wie möglich auszusprechen. Diese Art von
Perfektion, diese "Richtigkeit" ist ein wesentlicher
stilistischer Bestandteil jeder Oper. [...]
NICOLAI GEDDA: H.
MATHEOPOULOS, 1992. Bravo Berühmte Sänger über ihre
großen Rollen. München: Knaur.
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Übersetzung & Dolmetschung / Sprache |
"Das
Original schuldet der Übersetzung die Treue."
Umberto
Eco
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"Eine
andere Sprache ist eine andere Vision vom Leben."
Federico
Fellini
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"Das Beste
zum Thema Übersetzung stammt von Cervantes:
Übersetzung ist die Rückseite eines
Wandteppichs."
Leonardo
Sciascia
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"Hohe
Gedanken bedürfen einer hohen Sprache."
Aristófanes
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[...] Bei vielen
Übersetzungen ist weder ein dichterischer noch ein
musi-kalischer Verstand tätig gewesen, sondern sie wurden von Leuten,
die weder Dichtkunst noch Musik verstanden [...] ungefähr so
über-setzt, wie man Zeitungsartikel und Kommerznoten übersetzt.
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WAGNER, R. (1914). Oper und
Drama, Sämtl. Schriften und Dichtungen. Berlin: Deutsche
Bibliothek Verlag
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